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Schwarzspecht - Dryocopus martius
Als ich in den Gaggenauer Wäldern direkt vor meiner Haustüre, den Schwarzspecht das erste Mal beobachten konnte, bekamen meine Naturfotografien buchstäblich Flügel und es packte mich der Wunsch, diesem faszinierenden Vogel mit seinem raben-schwarzen Gefieder und seinem feuerroten Käppchen auf dem Kopf mit der Kamera und einem Audiorekorder zu folgen.
Der nicht nur für Ornithologen interessante Schwarzspecht ist mit 45 bis 52 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite von 67 bis 73 cm der größte in der Gruppe der Spechte und in unseren heimischen Wäldern zuhause. Er ist sehr wählerisch und bevorzugt einen gesunden Baumbestand, aus dem er bevorzugt eine stattliche Rotbuche mit einem Mindestdurchmesser von 40 cm aussucht.
Mit seinem kräftigen elfenbeinfarbigem Schnabel zimmert er seine Höhlen in einer Höhe von etwa 8 bis 15 m in den astlosen Teil des Stammes, wo kein Blattwerk Sicht und Flug stören, schlauerweise direkt unter eine Verdickung oder Rindenwulst, sodass das am Stamm hinablaufende Regenwasser nicht in die Höhle tropft, zudem ist der Eingang an der Unterseite leicht nach außen hin abgeschrägt.
„Haustechnisch“ interessant ist, dass in einigen Fällen jedenfalls, an anderer Stelle noch ein zusätzliches „Fenster“ gibt, welches jedoch nicht angeflogen wird.
Die Höhlen dienen dem scheuen Vogel nicht nur als vorübergehende Kinderstuben, sondern auch als mehrjährige Wohnstatt. Werden sie eines Tages verlassen, sind schnell andere Wohnungssuchende zur Stelle und bieten sich als komfortliebende Nachmieter an, wobei sich neben Insekten und anderen Vogelarten auch eine ungeliebte Spezies einnistet wie der Marder, der neben dem Uhu und Habicht zu den natürlichen Feinden unseres „Rotkäppchens“ zählt. Der Mensch ist nicht sein Feind zwar, aber Homo Erectus ist nicht immer „sapiens“ und entzieht dem Schwarzspecht durch intensive Holzbewirtschaftung schon mal die Lebensgrundlage.
Den Schwarzspecht anhand seiner markanten Flugrufe „krü-krü-krü“ oder einem langgezogenen „kilööh“ ausfindig zu machen, ist nicht sehr schwer, weil weit zu hören. Aber sich ihm unbemerkt zu nähern, verlangt Gespür und Muße, schließlich ist der Vogel von sehr scheuer Aufmerksamkeit, die alle Veränderungen wahrnimmt und sein intelligentes Wesen lässt sich von einem Menschen nicht so einfach überlisten. Gewöhnlich ist der Schwarzspecht aber sehr scheu und man kann sich ihm nicht so leicht nähern. Aber mit viel Geduld und einer Prise Glück durfte ich dann Familie Schwarzspecht von der Balz Mitte Januar bis zur Aufzucht des Nachwuchses, der Ende Mai aus der Baumhöhle ausflog, mit der Kamera begleiten. Ich war so fasziniert von dem, was ich da beobachten konnte, dass ich wiederum zwischen Oktober 2013 und Mai 2014 unzählige Stunden im Schwarzspechtrevier auf meinem Beobachtungsposten verbrachte.
Während der Abwesenheit der Spechte bastelte ich mir aus Naturmaterialen einen Tarnunterstand, um jegliche Störungen an den Schlafhöhlen zu vermeiden und von wo ich dann die allabendliche Rückkehr der "Rotkäppchen" aus dem jeweiligen Tagesrevier gut beobachten konnte. Auch lernte ich die verschiedenen Laute wie z.B. den Flugruf oder den Sitzruf zu deuten, natürlich auch den Balzruf. Zur Fortpflanzungszeit hört man, jedoch weniger häufig als bei dem Grünspecht, eine Reihe von raschen Lauten etwa "kwoih-kwih-kwih-kwih-kwikwikwi...", am Ende werden die Laute schneller. Mit dieser Rufreihe wird der Revierbesitz und der Höhlenbesitz angezeigt.
Ende März war es dann auch soweit: Nachdem das Männchen mit seinem „Revierruf“ recht lautstark um die holde Weiblichkeit geworben und gleichzeitig den genetischen Konkurrenten klar gemacht hatte, dass hier sein Revier sei, flog zu meiner freudigen Überraschung ein Schwarzspechtweibchen, erkennbar an der kleineren, feuerroten Zeichnung auf dem Kopf, die Schlafhöhle an und verschwand nach kurzer Inspektion darin. Eine halbe Stunde später war man sich offensichtlich einig. Nicht schlecht, Herr Specht – ohne viele Worte. Das Weibchen schien mit der Wahl der Behausung für die Eiablage zufrieden, zumal auch im Umfeld ausreichend Ameisen, Käfer und Spinnen sowie direkt vor Ort Insektenlarven und Holzbewohner zu finden waren, damit die Brut auch versorgt werden konnte. Und so signalisierte der frischgebackene Hochzeiter mit der Räumung seiner Höhle, dass der Aufzucht der nächsten Schwarzspechtgeneration nun nichts mehr im Wege stand. Und wie ging es dann weiter?
Schauen Sie sich doch einfach meine Kurzpräsentation - Im Reich des Schwarzspechtes - an …